Liebe Yvonne, erzähl uns doch einmal, wie es zu deiner Business-Idee kam.
Als es mir nach zwei Jahren krankheitsbedingter Auszeit endlich besser ging, wollte ich es doch nochmal als Sozialarbeiterin probieren, doch bereits nach 8 Wochen war ich wieder am Ende. Das Leben zeigte mir, dass diese Richtung eine Sackgasse war.
Nun war ich schon immer gern kreativ und handwerklich aktiv gewesen und habe schon lange als Hobby verschiedene Sachen kreiert. Anfangs habe ich das für meine Familie und Bekannte gemacht, von denen ich immer mehr Zuspruch bekam. Sie wollten, dass ich mich damit selbständig mache. Aber Buchhaltung, die strengen Kosmetikrichtlinien und andere bürokratische Anforderungen schreckten mich erstmal ab. Wegen meiner Vorgeschichte war ich sehr vorsichtig.
Als Corona jedoch das alltägliche Leben einschränkte, dachte ich mir: „Ich will es einfach probieren.“ Ich wollte sagen können: „Auch wenn es in die Hose geht, ich habe es wenigstens probiert.“
Durch Internetrecherche bin ich auf die Zukunft Lausitz gestoßen, über das Studierendenhaus mit Carsten Feucht in Kontakt gekommen und dann stand ich im Gründungszentrum vor Marcel und Franziska, die ich mit meiner Leidenschaft für meine selbstgemachten Produkten begeistern konnte. So kam ich ins Development Center und wurde im Anschluss von Silke Hoff persönlich betreut. Und am 1. März 2021 konnte ich dann offiziell mein Unternehmen „Wiesenmensch“ gründen. Für den Start habe ich auch erstmal viel investiert, um meine „Küche“ einzurichten mit Schränken, Regalen usw. Das gehört nun mal dazu.
Was genau machst du denn? Was steckt hinter dem Begriff „Wiesenmensch“?
Ich stelle gern kleine Dinge her, die uns das Leben ein wenig angenehmer gestalten. Lippenpflege, Balsame für Füße, Gesicht oder Dekolleté mit Jasmin oder Rosenwachs, vier verschiedene Shampoos, Duschbutter (mit oder ohne ätherische Öle), Badesalz oder Haarpflegeöl.
Auch für unsere vierbeinigen Begleiter stelle ich etwas her: Pfötchenpflege für Fellnäschen. Durch einige Anfragen probiere ich auch mal etwas Neues aus, zum Beispiel Seifen mit Kaffee.
Der Name meines Unternehmens entstand durch meine Vorliebe für Wiesenköpfe, doch das war nicht allgemein genug. Ich wollte ja nicht nur Shampoo anbieten, sondern mein Angebot ausweiten. So kam ich eines Nachts auf Wiesenmensch, was wirklich super passte: Es schränkt weder das Geschlecht noch das Alter ein, hat einen Bezug zur Natur und Natürlichkeit und steht allumfassend für alle Produkte, die der Mensch so nutzen kann – von Kopf bis Fuß.
Woher nimmst du das Wissen für all deine Produkte?
Manche lesen gern Romane, ich lese eben Bücher über die Herstellung von Kosmetik. Einmal hätte ich auch gern bei einem Seifensiederkurs teilgenommen, doch der fiel aufgrund von Corona aus. So besorgte ich mir drei Bücher, arbeitete sie komplett durch und bestellte mir dann alles, was ich brauchte, um es selbst auszuprobieren. Dazu gehörte auch die Schutzkleidung. Da die Lauge ätzend ist, muss man sehr auf Augen und Haut aufpassen.
Wie konnte dir das Gründungszentrum Zukunft Lausitz bei der Selbständigkeit zur Seite stehen?
Das Team der Zukunft Lausitz gab mir Rückhalt, ich hatte immer einen Ansprechpartner und meine eigene Beraterin. Das war ein ganz großes Plus, für das ich sehr dankbar bin. Auch der Austausch mit anderen Gründern war sehr konstruktiv. Ich wäre echt gern bei der Slawenburg dabei gewesen.
Was findest du am schönsten an deinem jetzigen Jobs?
Da gibt es vieles. Ich mag es, dass ich selbstbestimmt arbeiten kann, einfach mal ausprobieren und kreativ sein kann. Es ist zwar viel Arbeit und ein richtiges Wochenende habe ich nicht, aber das ist gar nicht schlimm. Denn das, was ich tue, macht mir echt Spaß. Und so fällt es kaum ins Gewicht.
Ich bin auch sehr stolz, dass ich mir das alles selbst erarbeitet habe. Mit der Intuition, die mir sagt, dass ich auf dem richtigen Weg bin, fällt es mir zudem leichter. Ich möchte fast sagen, ich weiß, dass es das Richtige ist.
Was möchtest du zum Abschluss anderen Gründungswilligen mitgeben?
Spürt in euch hinein und fühlt, dass ihr das wirklich wollt. Und informiert euch richtig im Vornherein. In Bezug auf die Kosmetik gibt es da viele Stolpersteine. Als erstes sollte man Kontakt aufnehmen zum Veterinär- und Lebensmittelkontrollamt. Die kommen dann vorbei und überprüfen die Räumlichkeiten. Da sollte man genau zuhören, damit man nicht wie ich eine falsche Spüle einbaut, die nur über ein Becken verfügt. Für Kosmetik braucht man eine Spüle mit zwei Becken.
Dann beachtet auch, dass man viel Zeit für die Sicherheitsberichte einplanen muss. Das kann schon mal bis zu drei Monate dauern, bis man eine Antwort bekommt. Und zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass man einen Stabilitätstest machen muss, damit Kosmetik bei Kälte nicht einfriert oder bei Hitze nicht zerfließt.
Bis ihr meine kosmetischen Produkte in der Hand halten könnt, vergeht also viel Zeit und eine Menge Prozesse sind dafür nötig.
Kosmetik für das eigene Zuhause?